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Mitwirkung am White Paper zur „Zukunft des Konsums“
Wenn es etwas gibt, das tatsächlich alle Menschen konsumieren müssen, dann ist es Wasser. In den ThWIC-Projekten HaVe und VerNetzT wird dazu geforscht, wie Wasser in den Haushalten verwendet wird bzw. wie die Infrastrukturen für Trink- und Abwasser sozial organisiert sind. Auf dieser Basis sowie seiner langjährigen Beschäftigung mit nachhaltigem Konsum nahm Prof. Stephan Lorenz an einem koordinierten inter- und transdisziplinären Diskussionsprozess teil, der sich zukunftsweisenden Fragen des Konsums und seiner Erforschung widmete. Dieses Projekt wurde vom Sprecher des Bundesnetzwerks Verbraucherforschung, Prof. Jörn Lamla (Uni Kassel), initiiert und vom Umwelt- und Verbraucherschutzministerium (BMU) von 7/2023 bis 12/2024 gefördert. Das Ergebnis ist ein White PaperExterner Link, das zum Abschlussworkshop am 5./6.12.2024 in Berlin einer Vertreterin des BMU übergeben wurde.
Nimmt man eine umfassende Konsumperspektive ein, dann ist offensichtlich, dass der massive Verbrauch von Ressourcen und Energie die ökologischen Lebensbedingungen bedroht. Er wurzelt in den Lebens- und Verbrauchsweisen des zunehmend globalisierten ‚westlichen‘ Wohlstandsmodells. Allerdings erscheint ‚Konsum‘ im üblicherweise sehr reduzierten Verständnis als eine individuelle Privatangelegenheit, damit strikt getrennt von Produktion und öffentlichem Leben. Transformationsvorschläge für Ernährung, Wohnen, Mobilität usw., die versuchen, der planetaren Bedeutung des Konsums nachhaltig gerecht zu werden, werden deshalb immer wieder als Eingriff in die Privatsphäre und deren individuelle Freiheit wahrgenommen. Sie stoßen auf empörte Widerstände, obwohl sie der Sorge um ein gutes Leben für alle entspringen. Es bedarf also einer Perspektive, die der Bedeutung des Konsum als öffentlicher Angelegenheit gerecht wird.
Tatsächlich bietet gerade die in Deutschland weitgehend öffentlich organisierte Wassernutzung ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Konsum ebenfalls möglich ist. Die Sicherung von Wasserversorgung und Abwasserreinigung hat eine lange Geschichte und basiert letztlich auf öffentlich-politischen Entscheidungen zu einer allgemein zugänglichen Infrastrukturgestaltung. Den sozialen Fortschrittsgedanken darin formulierte Rudolph Virchow 1884 so: „Der Unterschied der Stände wird mit jedem Tag geringer. Jede neue Einrichtung, die Wasserleitung, die Kanalisation, die Beleuchtung, falls sie allgemein wird, bringt etwas Demokratisches in die Verhältnisse. (…) wir benutzen alle dasselbe Gas, dasselbe Wasser, dieselben Kanäle.“ Zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklungen bedürfen solcher visionären Ideen und Programme zu sozial und heute auch ökologisch sorgsamen Konsumweisen. Forschungsperspektiven dafür bietet das neue White Paper.
Unter folgendem Link finden Sie das White Paper:
https://kobra.uni-kassel.de/items/37fced6d-004c-48c2-af79-0f6afd2c3a1bExterner Link
(Lamla, Jörn u.a. 2024: Die Zukunft des Konsums. Agenda zur Neuperspektivierung der Verbraucherforschung. Kassel: Uni Kassel. DOI: 10.17170/kobra-2024110711087)
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